Alice Channer (*1977, Oxford, UK, lebt und arbeitet in London, UK) untersucht in ihren Skulpturen Beziehungen zwischen Materialien, Körpern, Maschinen und industriellen oder technologischen Verfahren. Sie kombiniert ihre hochindustrialisierten Objekte lustvoll mit der menschlichen Geste oder natürlichen Spuren, wie körperlichen oder geologischen Überresten.
Die Ausstellung Heavy Metals / Silk Cut erstreckt sich über die zwei Gebäude des Kunstmuseums und der Kunsthalle Appenzell. Es werden mehrere neue Werke gezeigt, darunter auch eine architektonische Intervention, die mit einem Überblick über Skulpturen, Zeichnungen und Installationen aus dem letzten Jahrzehnt ergänzt werden.
Alice Channer giesst, biegt oder faltet Stoffe, zeichnet mit Zigarettenasche und manifestiert in ihren Erkundungen von Materialien und Prozessen die verborgenen Dimensionen der materiellen Welt. Sie bietet einen Blick auf das, was jenseits der Kategorien und Annahmen liegt, die unsere Wahrnehmung von Objekten und unsere Beziehung zu ihnen prägen. Channers Werke bestehen aus geologischen und natürlichen Materialien oder Repräsentationen natürlicher Elemente, wie beispielsweise Muschelschalen, Fingern oder Steinen. Diese verwandelt die Künstlerin in tiefgreifenden, synthetischen Verfahren, oft in professionellen Fabrikationsstätten, die nichts mit der Produktion von Kunst zu tun haben, wie zum Beispiel Anlagen für Farbbeschichtung oder die chemische Industrie. So beauftragte sie beispielsweise das Vakuummetallisieren der Hüllen von Seespinnen und Taschenkrebsen und liess die authentische Körperlichkeit dieser Objekte mit dem Resultat identischer, rhythmischer und mechanischer Arbeitsschritte kollidieren. Industrielle Herstellungsweisen, wie die Präzisionstechnik von CNC-Fräsen, mit der Aluminium in die gewünschte Form gebracht wird, oder Couture-Techniken, um Bilder geologischer Schichten in schwerem Crêpe de Chine zu falten, sind formgebend. Channer stellt Organisches und Künstliches, Biologisches und Industrielles schonungslos nebeneinander und baut die Spuren von Produktionsprozessen in die Sprache ihrer Skulpturen ein. Sie konfrontiert nicht nur ihre künstlerische Handschrift mit der kalten Ästhetik mechanischer Formung, sondern verweist mit diesen verführerischen und gleichzeitig brüchigen Exoskeletten auf die Fragilität der Ökologie.