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Lieblingswerke

Sammlung

Kunstmuseum

Einleitung

Martin Lucas Staub
Musikalischer Leiter der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell

Der Audioguide zur Sammlungsausstellung will ihre Vielfalt auch musikalisch abbilden und auf einer weiteren Ebene reflektieren. Ich greife dabei ausschliesslich auf Musik zurück, die im Laufe der letzten Jahre im Rahmen der Ringofenkonzerte aufgeführt wurde – sozusagen die musikalische Sammlung unserer Stiftung, die eine ähnlich grosse Vielfalt bietet wie die Kunstsammlung. Bei der Auswahl ging ich sehr intuitiv vor und liess meinen Assoziationen beim Betrachten der Räume freien Lauf. Manchmal rief der unmittelbare erste visuelle Eindruck ein bestimmtes Musikstück in meinem inneren Ohr wach, ein andermal war es ein Detail eines Werks oder dann der Hintergrund zu einem Kunstwerk. Entstanden ist eine absolut subjektive, akustische Vielfalt, die beim Betrachten der Ausstellung über die Musik weitere Sinne und Emotionen ansprechen mag.

Raum 1

Christian Hörler, Stolen an den Stiefeln (3), 2018

Christian Hörler, Stolen an den Stiefeln (3), 2018

«Die archaische Wirkung dieses Raumes kommuniziert mit dem sinfonischen Satz Pacific 231 von Arthur Honegger aus dem Jahr 1923, in dem die Bahnfahrt mit einer Pacific-Dampflokomotive musikalisch umgesetzt wird. Die urtümliche Kraft der Dampflokomotive mit ihren unverwechselbaren Geräuschen symbolisiert auch Aufbruch in neue Räume. Die Verbindung zu einer sehr intensiven Zusammenarbeit mit Roland Scotti in obenerwähnter Ausstellung macht dieses Werk für mich zusätzlich bedeutsam.»

Arthur Honegger (1892 – 1955): Pacific 231
Interpreten: The Czech Philharmonic Orchestra; Leitung: Serge Baudo
Das Werk war im Rahmen der Ausstellung Oh, Donna Clara – Musiktitel aus der Zeit des Art Déco im Jahr 2019 als Soundtrack des Kurzfilms Pacific 231 von Jean Mitry aus dem Jahr 1949 aufgeschaltet.

Raum 2

Alice Channer, Rockpool, 2022

Alice Channer, Rockpool, 2022

«Escuchad la voz de Sevilla» steht auf einem der Blätter von Eduardo Chillida, und dieser Text über den kulturellen Reichtum der verschiedenen Einflüsse, über Licht und Schatten und Hoffnung, aber auch das Salz im Rockpool als Zeichen für Erdverbundenheit und Ursprünglichkeit liessen in mir sofort die rauen Klänge des Flamencos aufleben, die im vergangenen Jahr die Kunsthalle erfüllten.»

Noche Flamenca
Interpreten: Flamenco al Golpe
Aufführung im Ringofenkonzert vom 3. Mai 2024 mit der Truppe Flamenco al Golpe

Raum 3

Antoni Tàpies, Pintura blava amb arc de cercle, 1959

Antoni Tàpies, Pintura blava amb arc de cercle, 1959

«Antoni Tàpies monumentales Werk hat mich regelrecht angesprungen mit einer Wucht und Intensität, die mich sofort an die Wirkung der Hütte auf Hühnerfüssen der Baba-Jaga in Modest Mussorgskys Bildern einer Ausstellung erinnerte. Und wie im Mittelteil dieses Musikstücks Fragmente des ersten Teils verfremdet, reflektiert werden, so verfremdet Gerold Tagwerkers scan.portrait die anderen Werke in diesem Raum mit immer wieder neuen Reflexionen.»

Modest Mussorgsky (1839 – 1881): Die Hütte auf Hühnerfüssen (Baba-Jaga) aus «Bilder einer Ausstellung»
Interpret: Behzod Abduraimov
Aufführung in den Ringofenkonzerten vom 16. März 2012 mit Barry Douglas und vom 21. September 2025 mit Christian Staub

Raum 4

Hans Arp, Assiette, fourchettes et nombril, 1923

Hans Arp, Assiette, fourchettes et nombril, 1923

«Im selben Zeitgeist wie Hans Arps Teller, Gabeln und Nabel entstand ebenfalls in den 1920er Jahren Martinůs Revue de Cuisine, die musikalisch ganz ähnlich wie Arp mit Elementen des Dadaismus und Surrealismus spielt. Der Tango in dieser Ballettmusik über die amourösen Verwicklungen von Küchenutensilien beschreibt dabei, wie der Abwaschlappen schleimig um die Gunst von Deckel, der Frau von Mr Topf wirbt.»

Bohuslav Martinů (1890 – 1959): Tango (Danse d'amour. Lento) aus Revue de Cuisine
Interpreten: The Dartington Ensemble
Aufführung im Ringofenkonzert vom 7. Juli 2023 mit dem Schweizer Klaviertrio, Fabio Di Càsola, Maria Wildhaber, Ernst Kessler

Raum 5

Christian Meier, Lochbild, 2012

Christian Meier, Lochbild, 2012

«Die Frauenporträts in diesem Raum entstanden zur selben Zeit, in der auch Mel Bonis, trotz den damals vorherrschenden Rollenbildern und Vorurteilen als starke Frau starke Musik komponierte. Trotz aller Widerstände aus dem Elternhaus und der Gesellschaft schuf diese Frau eine Fülle herausragender Werke und ergänzt damit die charakterstarken Porträts von Carl August Liner.»

Mel Bonis (1858 – 1937): Final. Allegro aus dem Klavierquartett Nr. 2 D-Dur op. 124
Interpreten: Rudersdal Chamber Players
Aufführung im Ringofenkonzert vom 3. Oktober 2025 mit den Rudersdal Chamber Players

Raum 6

Carl August Liner, Appenzeller Landschaft beim Einnachten, o.J. / undated

Carl August Liner, Appenzeller Landschaft beim Einnachten, o.J. / undated

«Mondscheinstimmungen, der Blick ins Unendliche, fahle romantische Natur und Lichtwirkungen, Sehnsucht, all dies strömt auch aus Paul Juons unendlich weiten Melodiebögen in seinem langsamen Satz der Kammersinfonie, ein Werk, das mit seinen acht Instrumenten alle Klangfarben des Orchesters zu erwecken vermag mit feinsten Schattierungen, wie in den Bildern dieses Raums.»

Paul Juon (1872 – 1940): Andante Elegiaco aus der Kammersinfonie op. 27
Interpreten: Kammerensemble der Tonhalle Zürich
Aufführung im Ringofenkonzert vom 1. Juli 2022 mit Angela Golubeva, Grigory Maximenko, Joël Marosi, Silvia Zabarella, Fabio Di Càsola, Konstantin Timokhine, Rui Lopes, Martin Lucas Staub

Raum 7

Ernst Ludwig Kirchner, Ringer in den Bergen (Sertigdörfli), 1926

Ernst Ludwig Kirchner, Ringer in den Bergen (Sertigdörfli), 1926

«Und gleich nochmals Paul Juon, der Heimwehbündner, in Russland geboren, in Berlin wirkend und am Ende seines Lebens zurück in der Schweiz, stets verbunden mit den Bündner Bergen, der Heimat seiner Vorfahren. Doch Juons Blick aufs Bündnerland und die Schweiz kommt wie bei Kirchner quasi von aussen. Starke instrumentale Farben, volkstanzähnliche Rhythmen und gesangliche Melodielinien prägen die beiden Sätze aus der Tondichtung Litaniae

Paul Juon (1872 – 1940): 2. und 3. Satz aus Litaniae – Tondichtung op. 70
Interpreten: Schweizer Klaviertrio
Aufführung im Ringofenkonzert vom 2. September 2022 mit dem Schweizer Klaviertrio

Raum 8

Carl Walter Liner, Komposition Schwarz / Weiss / Gelb (Eccesia), 1962

Carl Walter Liner, Komposition Schwarz / Weiss / Gelb (Eccesia), 1962

«Bedrohung, Gewalt, existentielle menschliche Erfahrungen – die dunklen Bilder liessen in mir den Beginn von Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8 aufsteigen, das die tiefe Betroffenheit des Komponisten unter dem Eindruck seines Besuchs im zerstörten Dresden ausdrückt. Er widmete diese Musik ‹den Opfern des Faschismus und des Krieges›.»

Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975): 1.Satz Largo aus dem Streichquartett Nr.8 op. 110
Interpreten: Eder Quartet
Aufführung im Ringofenkonzert vom 14. April 2023 mit dem Kuss Quartett

Raum 9

Nesa Gschwend, Living Fabrics 8, 2018

Nesa Gschwend, Living Fabrics 8, 2018

«Vergänglichkeit, Verletzlichkeit, Transformation – die intensive Wirkung dieses Raums spiegelt sich im letzten Satz aus Alfred Schnittkes Klavierquintett, entstanden nach dem Tod seiner Mutter. Eine ätherische Melodie wird vom Klavier in unterschiedlicher Intensität immerzu wiederholt. Ein paradiesischer Sphärenklang? Darunter mischen sich gespenstische Anklänge der Streicher an die vorhergehenden Szenen um das Sterben der Mutter, bevor die Musik in einem Des-Dur Klang entschwebt.»

Alfred Schnittke (1934 – 1998): Moderato pastorale aus dem Klavierquintett «Dem Andenken meiner Mutter Maria Vogel»
Interpreten: Erato Alakiozidou, Lutoslawsky Quartet
Aufführung im Ringofenkonzert vom 7. Juni 2019 mit Angela Golubeva, Ryoko Suguri, Chie Tanaka, Anikó Illényi, Martin Lucas Staub

Raum 10

Stefan Inauen, Friends of hopeless chairs No. 6, 2024

Stefan Inauen, Friends of hopeless chairs No. 6, 2024

«Was für Kontraste zwischen den grellen, hoffnungslosen Stühlen und den feinen poetischen Stilleben dahinter! Maurice Ravel, der Meister der Klangfarben, ist da die einzige Antwort. Der pentatonische Beginn seines Finales aus dem Klaviertrio evoziert eine fast schon fernöstliche Stimmung, während der weitere Verlauf des Satzes von grell bis fein eine unbändige Energie verströmt.»

Maurice Ravel (1875 – 1937): Final. Animé aus dem Piano Trio
Interpreten: Florestan Trio
Aufführung im Ringofenkonzert vom 5. September 2025 mit dem Schweizer Klaviertrio

Raum 11

Guadalupe Ruiz, Bogotà D.C., 2002

Guadalupe Ruiz, Bogotà D.C., 2002

«Zu den Wohnräumen aus Bogotá: Alltag und Kunst durchdringen sich, so wie in Bye Bye Trombone für drei Posaunen und Jazztrio. Eine gewaltige, herzerwärmende Fuhre Swing, Mainstream und Hardbop, wie Slidestream selbst über seine Musik schreibt.»

Danilo Moccia (*1956): Bye Bye Trombone
Interpreten: Slidestream
Aufführung im Ringofenkonzert vom 6. Juni 2014 mit dem Ensemble Slidestream

Impressum

Lieblingswerke
Sammlung
Kunstmuseum
Christian Hörler, Stolen an den Stiefeln (3), 2018

Christian Hörler, Stolen an den Stiefeln (3), 2018

Alice Channer, Rockpool, 2022

Alice Channer, Rockpool, 2022

Antoni Tàpies, Pintura blava amb arc de cercle, 1959

Antoni Tàpies, Pintura blava amb arc de cercle, 1959

Hans Arp, Assiette, fourchettes et nombril, 1923

Hans Arp, Assiette, fourchettes et nombril, 1923

Christian Meier, Lochbild, 2012

Christian Meier, Lochbild, 2012

Carl August Liner, Appenzeller Landschaft beim Einnachten, o.J. / undated

Carl August Liner, Appenzeller Landschaft beim Einnachten, o.J. / undated

Ernst Ludwig Kirchner, Ringer in den Bergen (Sertigdörfli), 1926

Ernst Ludwig Kirchner, Ringer in den Bergen (Sertigdörfli), 1926

Carl Walter Liner, Komposition Schwarz / Weiss / Gelb (Eccesia), 1962

Carl Walter Liner, Komposition Schwarz / Weiss / Gelb (Eccesia), 1962

Nesa Gschwend, Living Fabrics 8, 2018

Nesa Gschwend, Living Fabrics 8, 2018

Stefan Inauen, Friends of hopeless chairs No. 6, 2024

Stefan Inauen, Friends of hopeless chairs No. 6, 2024

Guadalupe Ruiz, Bogotà D.C., 2002

Guadalupe Ruiz, Bogotà D.C., 2002

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