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Schliessen
Daiga Grantina

Notes on Kim Lim

Kunstmuseum

Einleitung

Die Ausstel­lung Daiga Gran­ti­na. Notes on Kim Lim zeich­net das Werk der sin­ga­pu­risch-bri­ti­schen Künst­le­rin Kim Lim (1936 – 1997) in einer zeit­ge­nös­si­schen und as­so­zia­ti­ven Un­ter­su­chung nach und stellt ihr Schaf­fen in einen Di­a­log mit den Skulp­tu­ren der let­ti­schen Künst­le­rin Daiga Gran­ti­na (*1985). Das Œuvre Kim Lims um­fasst ab­s­trak­te Skulp­tu­ren aus Holz und Stein sowie Ar­bei­ten auf Pa­pier, die das Zu­sam­men­spiel von Kunst und Natur re­flek­tie­ren. Daiga Gran­ti­na ver­wen­det in ihrer Pra­xis ein brei­tes Spek­trum all­täg­li­cher Ma­te­ri­a­li­en, vom syn­the­ti­schen bis zum or­ga­ni­schen, wobei sie Gren­zen ihrer Ver­wen­dungs­wei­se um­kehrt oder über­schrei­tet und so as­so­zia­ti­ve For­ma­ti­o­nen schafft. In den Skulp­tu­ren von Daiga Gran­ti­na fin­den sich be­mer­kens­wer­te Ver­wandt­schaf­ten und Par­al­le­len zu den Ar­bei­ten von Kim Lim, ins­be­son­de­re in Bezug auf ihre Wand­lungs­fä­hig­keit und Elas­ti­zi­tät, die für beide Künst­le­rin­nen kon­sti­tu­tiv sind. Eben­so wer­den die Un­ter­schie­de zwi­schen den Wer­ken deut­lich, aus denen eine wir­kungs­vol­le Span­nung er­wächst.

Es han­delt sich um die erste Prä­sen­ta­ti­on von Kim Lim in der Schweiz, die keine Re­tro­spek­ti­ve sein will, son­dern ihr Werk aus einer künst­le­ri­schen Per­spek­ti­ve be­trach­tet. Die «No­ti­zen» zu Lims Werk wer­den durch den Blick der Fo­to­gra­fin Ka­ta­lin Deér (*1965, Palo Alto, Ka­li­for­ni­en, USA, lebt und ar­bei­tet in St. Gal­len, CH) und der Ly­ri­ke­rin Ilma Ra­ku­sa (*1946, Ri­mavs­ká So­bo­ta, Tsche­cho­slo­wa­kei, lebt und ar­bei­tet in Zü­rich, CH) in einer Künst­le­rin­nen­pu­bli­ka­ti­on fort­ge­führt. Das Buch ver­steht sich als po­e­ti­sche Er­wei­te­rung der Ausstel­lung und wird vom Pa­ri­ser Gra­fi­ker Toan Vu-Huu ge­stal­tet.

Die Buch­ver­nis­sa­ge fin­det am 4. Mai 2025 im Rah­men eines Ta­ges­pro­gramms im Kunst­mu­se­um Ap­pen­zell statt. Am glei­chen Tag wird die Klang­künst­le­rin und Kom­po­nis­tin Anna Za­rad­ny (*1977, Sz­c­ze­cin, PL, lebt und ar­bei­tet in War­schau, PL) ihre klang­li­che Notiz zum Pro­jekt bei­tra­gen.

Ku­ra­tiert von Daiga Gran­ti­na und Ste­fa­nie Gschwend

Biografie Kim Lim

Kim Lim (1936 – 1997, Sin­ga­pur) wid­me­te sich mehr als vier Jahr­zehn­te lang der ab­s­trak­ten Skulp­tur, für die sie Holz, Stein und in­dus­tri­el­le Ma­te­ri­a­li­en ver­wen­de­te. Par­al­lel zu ihrer bild­hau­e­ri­schen Ar­beit ver­folg­te sie wäh­rend ihrer ge­sam­ten Lauf­bahn die Druck­gra­fik und die Zeich­nung. Das ver­bin­den­de Ele­ment über die un­ter­schied­li­chen Werk­pe­ri­o­den hin­weg ist Lims an­hal­ten­des In­ter­es­se an Licht, Raum und Rhyth­mus.

Lim ver­brach­te einen Gross­teil ihrer frü­hen Kind­heit in Pen­ang und Ma­lak­ka, MYS. Im Alter von 18 Jah­ren zog sie nach Lon­don und stu­dier­te die Holz­schnit­ze­rei an der Saint Mar­tin's School of Art, Lon­don, UK (1954 – 1956). Da­nach kon­zen­trier­te sie sich an der Slade School of Art, Lon­don, UK, auf die Druck­gra­fik und mach­te 1960 ihren Ab­schluss. Ihre erste Re­tro­spek­ti­ve fand 1979 in der Round­hou­se Gal­le­ry in Lon­don, UK statt, 1995 zeig­te sie ihre Ar­bei­ten im York­s­hi­re Sculp­ture Park, UK und 1999 im Sin­ga­po­re Art Mu­se­um, SGP, aber erst seit jüngs­ter Zeit stösst ihre Ar­beit auf in­ter­na­ti­o­na­le Be­ach­tung. 2018 fand im STPI, Sin­ga­pur, SGP die erste gros­se Ein­zelausstel­lung Kim Lim: Sculp­ting Light statt. Es folg­te die Über­blicks­schau Kim Lim: Ca­r­ving and Prin­ting in der Tate Bri­tain, Lon­don, UK (2020) und jüngst die Re­tro­spek­ti­ve Kim Lim. The Space Bet­ween in der Na­ti­o­nal Gal­le­ry Sin­ga­po­re, SGP (2024/25). Zu den Grup­pe­n­ausstel­lun­gen ge­hö­ren Brea­king The Mould: Bild­hau­e­rei von Frau­en seit 1945, York­s­hi­re Sculp­ture Park, UK (2020); Mi­ni­ma­lism: Space. Light. Ob­ject, Na­ti­o­nal Gal­le­ry Sin­ga­po­re, SGP (2018); Speech Acts: Re­flec­ti­on-Ima­gi­na­ti­on-Re­pe­ti­ti­on, Man­ches­ter Art Gal­le­ry, UK (2018).

In ihrer Ar­beit sträubt sich Lim glei­cher­mas­sen gegen die mo­der­nis­ti­sche Uni­ver­sa­lis­men der eu­ro­zen­tris­ti­schen Kunst­ge­schich­te, sowie einer es­sen­ti­a­lis­ti­schen Ein­ord­nung ihrer Pra­xis in einen pa­n­asia­ti­schen Kul­tur­raum. Mit aus­ge­dehn­ten Rei­sen nach Ita­li­en, Kam­bo­dscha, In­di­en, Japan und Ägyp­ten er­wei­ter­te sie ihr Stu­di­um und ko­or­di­nier­te ein vi­su­el­les Vo­ka­bu­lar der ei­ge­nen Pra­xis aus einem mul­ti­plen raum­zeit­li­chen Feld an­ti­ker wie zeit­ge­nös­si­scher, skulp­tu­ra­ler Werke. Ihre Gram­ma­tik ent­sprang we­ni­ger einer Klä­rung ab­s­trak­ter For­men als viel­mehr der kör­per­li­chen Be­geg­nung mit Skulp­tu­ren in ihrer kon­kre­ten Um­ge­bung.

Biografie Daiga Grantina

Daiga Gran­ti­na (*1985, Sal­dus, Lett­land lebt und ar­bei­tet in Paris, Frank­reich) un­ter­sucht in ihren Skulp­tu­ren die Be­zie­hun­gen zwi­schen Ma­te­ri­a­len, Ges­ten und Raum. Ihr ab­s­trak­tes Vo­ka­bu­lar lehnt sich an Kör­per, Land­schaf­ten und das Or­ga­ni­sche an und kon­fron­tiert syn­the­ti­sche Ma­te­ri­a­l­ge­bung mit as­so­zia­ti­ver Kraft.

Gran­ti­na ab­sol­vier­te ihr Stu­di­um an der Hoch­schu­le für bil­den­de Küns­te in Ham­burg, DE und an der Aka­de­mie der bil­den­den Küns­te in Wien, AUT.

Ihre Ein­zelausstel­lun­gen waren Four Sides of a Sha­dow im Z33 House for Con­tem­po­ra­ry Art, De­sign and Ar­chi­tec­ture, Has­selt, BEL (2024), Lauka telpa im Riga Bour­se Mu­se­um, Riga, LV (2022), Moth Mo­thers im Pa­lace En­ter­pri­se, Co­pen­ha­gen, DK (2022), Atem, Lehm «Fiato, Ar­gil­la» in der GAMeC, Ber­ga­mo, IT (2021); Lear­ning From Fea­thers bei Lie­baert Pro­jects, Kor­tri­jk, BE (2021); Temp­les bei Ema­lin, Lon­don, UK (2021); What Eats Around Itself im New Mu­se­um, New York, US (2020), Sau­les Suns im let­ti­schen Pa­vil­lon auf der 58. Bi­en­na­le von Ve­ne­dig, IT (2019), Toll im Pa­lais de Tokyo, Paris, FR (2018), Pil­lars Sli­ding off Coat-ee im Kunst­ver­ein Ham­burg, DE (2017) und Lauka telpa im kim? Con­tem­po­ra­ry Art Cen­ter, Riga, LV (2016). Ihre Ar­bei­ten wur­den u.a. in Grup­pe­n­ausstel­lun­gen in der Fok­sal Gal­le­ry Foun­da­ti­on, War­saw, PL (2024), im Kunst­ver­ein Göt­tin­gen, DE (2023), Kunst­mu­se­um Bern, CH (2020), der Busan Bi­en­na­le, Yeong­do Mu­se­um of Con­tem­po­ra­ry Art, Busan, KR (2020), der Ga­le­rie Jo­seph Tang, Paris, FR (2019), der Bal­tic Tri­en­ni­al 13, Riga, LV (2018) Con­tem­po­ra­ry Art Cen­ter, Vil­ni­us, LT (2018), dem Musée d'Orsay, Paris, FR (2018), der Kunst­hal­le Mainz, DE (2017), im Kunst­haus Bre­genz, AUT (2016) und der Ber­gen Kunst­hall, NO (2016) ge­zeigt.

Raum 1

Daiga Grantina, Sarrasvati, 2020, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Sarrasvati, 2020, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Brü­cken / Flü­gel

Kim Lims Auf­merk­sam­keit für die Kur­ven, Li­ni­en und Ober­flä­chen, für den Rhyth­mus der Struk­tur und die Be­zie­hung der Skulp­tur zu Raum wird be­reits in die­sem ers­ten Ausstel­lungs­saal er­kenn­bar. Die geo­me­tri­schen For­men der bei­den Werke Link I (1975) und Brig­de II (1976) legen Ar­beits- und Ent­ste­hungs­pro­zes­se der Skulp­tu­ren offen. Das Sta­peln und Schich­ten und die An­ein­an­der­rei­hung von ge­kan­te­tem Holz bil­den eine Struk­tur, die nicht sta­tisch ist, son­dern die Mög­lich­keit un­ter­schied­li­cher Kon­stel­la­ti­o­nen of­fen­lässt. In den 1970er Jah­ren in­ter­es­sier­te sich Lim zu­neh­mend für die Span­nung zwi­schen Ver­ti­ka­len, Ho­ri­zon­ta­len und Win­keln. Zudem wird das Licht zu einem wich­ti­gen Ele­ment in der Struk­tur des Wer­kes und macht es, wie Lim es aus­drück­te, «kör­per­li­cher» und «ver­ständ­li­cher».

Diese Skulp­tu­ren sind einem Mi­ni­ma­lis­mus ver­pflich­tet, der sich je­doch einer kunst­his­to­ri­schen Ka­te­go­ri­sie­rung ent­zieht und sich statt­des­sen mit dem Zei­chen­haf­ten ver­bin­det, das die Prä­senz von etwas Ab­we­sen­dem her­bei­zu­füh­ren ver­sucht. Die Werk­ti­tel ver­wei­sen auf ein ver­ei­nen­des Ele­ment und spre­chen über die Be­zie­hun­gen der For­men. Die­ser Aspekt of­fen­bart sich auch in Daiga Gran­ti­nas Werk Sar­ras­va­ti (2020), das sich als Geste in den Raum em­por­hebt. Die aus Stoff, Ge­we­be, Holz und Si­li­kon ge­form­te Ar­beit, er­in­nert un­wei­ger­lich an das Flie­gen und das Wan­dern von Vö­geln, die durch ihre Be­we­gung ver­schie­de­ne Sphä­ren mit­ein­an­der in Be­zie­hung set­zen. Der Ver­weis auf Vögel fin­det sich auch im Titel des Werks, der auf die in­di­sche Göt­tin Sa­ras­va­ti und ihr Be­gleit­tier die Gans, der Schwan oder auch der Pfau ver­weist. Die Iko­no­gra­phie zeigt die Gott­heit in­mit­ten eines Sees, der unter an­de­rem als Sym­bol für das Ur­was­ser und den Be­ginn der Schöp­fung ge­deu­tet wird.

Den Ar­bei­ten bei­der Künst­le­rin­nen liegt ein Trans­for­ma­ti­ons­po­ten­zi­al zu­grun­de und es las­sen sich Par­al­le­len im Ver­ständ­nis einer Brü­cken­funk­ti­on von Bil­dern fin­den, die zwi­schen den un­ter­schied­lichs­ten, so­wohl his­to­risch wie auch räum­lich weit von­ein­an­der ent­fern­ten Kul­tu­ren ver­mit­teln.

Raum 2

Kim Lim, Source 2, 1988, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Kim Lim, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Source 2, 1988, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Kim Lim, © 2024, ProLitteris, Zurich

Was­ser / Wind

Ei­gent­lich wir­ken flies­sen­de Ge­wäs­ser sehr ruhig. Und doch strö­men viele Ku­bik­me­ter Was­ser pro Se­kun­de über das Ge­stein und leise gra­ben sich Fur­chen ins In­ne­re. Der Fluss hebt sich und nicht greif­ba­re Li­ni­en er­schei­nen und ver­schwin­den in der schil­lern­den Masse des Was­sers, der Fluss senkt sich und lässt die ge­form­ten Kör­per der Stei­ne in die Luft ragen, wo ei­ni­ge ihrer Stel­len trock­nen.

In den 1980er Jah­ren be­gann sich Kim Lim zu­neh­mend an na­tür­li­chen For­men zu ori­en­tie­ren. Par­al­lel dazu ar­bei­te­te sie mit Stein und Mar­mor. Die sta­ti­schen Ei­gen­schaf­ten des Ma­te­ri­a­ls stan­den im Kon­trast zu den dy­na­mi­schen Rhyth­men or­ga­ni­scher For­men, worin die Künst­le­rin ein pro­duk­ti­ves Span­nungs­feld und einen Aus­gangs­punkt für die Steins­kulp­tu­ren sah. In zahl­rei­chen Wer­ken wurde der Mar­mor mit ein­ge­kerb­ten Li­ni­en und Tex­tu­ren be­a­r­bei­tet, so dass der Stein wirkt, als wurde er von den Ele­men­ten ge­formt. Mit ein­fa­chen, leicht ge­schwun­ge­nen Li­ni­en, die Lim in den Stein schnitt, sug­ge­rier­te sie Be­we­gung und evo­zier­te Was­ser oder Wind. Sie ver­such­te dem Ma­te­ri­al eine Leich­tig­keit und Weich­heit zu ver­lei­hen, wie es bei Sour­ce 2 (1988) bei­spiel­haft zum Aus­druck kommt. Wind Stone (1992) ist fla­cher ge­ar­bei­tet. Sie ver­sah einen Hop­ton­wood-Stein mit re­gel­mäs­si­gen Schnit­ten, so dass das Vo­lu­men eher wie eine Zeich­nung, denn als eine feste Form er­scheint.

In Daiga Gran­ti­nas neuer Ar­beit Parce que (2024) zie­hen ge­schwun­ge­ne, dunk­le Hol­z­ele­men­te wie eine Raum­par­ti­tur an den Wän­den des Skulp­tu­ren­felds ent­lang. Folgt das Auge der Linie der Par­ti­tur, formt sie sich zu einer Klang­wel­le und brei­tet sich un­sicht­bar in den Saal aus. Die Holz­kei­le schaf­fen in ge­wis­ser Weise eine Um­keh­rung von Lims be­a­r­bei­te­ten Stei­nen, indem sie den ne­ga­ti­ven Raum zur Form ma­chen. Ihre schwa­r­ze Farbe ab­sor­biert das Licht, hebt die Kon­tu­ren her­vor und lässt die Ele­men­te wie Schat­tie­run­gen an der Wand er­schei­nen. Es ist, als wür­den sich die Höl­zer in das Raum­vo­lu­men ein­schnei­den und be­ste­hen­des Ma­te­ri­al her­aus­a­r­bei­ten. Gran­ti­na lässt die bei­den künst­le­ri­schen Re­so­nanz­räu­me mit­ein­an­der in Ver­bin­dung tre­ten und sug­ge­riert die Exis­tenz eines Ener­gief­lus­ses, der alle Dinge durch­dringt.

Raum 3

Kim Lim, Ring, 1972, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Ring, 1972, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Ma­te­ri­el­le Kör­per

Daiga Gran­ti­na se­di­men­tiert in ihren Skulp­tu­ren or­ga­ni­sche und syn­the­ti­sche Ma­te­ri­a­li­en zu form­kom­ple­xen, in­sta­bi­len Kör­pern. In Which Part of the Body (after Orta) (2022) krümmt sich eine amor­phe Si­li­kon­flä­che um sich selbst und legt sich auf eine be­mal­te Hol­zo­ber­flä­che. Die Ma­te­ri­al­ex­pe­ri­men­te fun­gie­ren bei Gran­ti­na als Stoff­wech­sel­or­ga­ne, die den skulp­tu­ra­len Kör­per auf- und ab­bau­en. Das fla­che Holz­stück und das amor­phe Si­li­kon neh­men Ele­men­te an­de­rer Ma­te­ri­a­li­en in sich auf. Das Holz saugt sich ein­sei­tig mit Tinte voll, im Si­li­kon fin­den sich Ge­we­be­struk­tu­ren und Pigment­spu­ren. Das Si­li­kon scheint die ab­ge­wor­fe­ne Haut eines frü­he­ren kör­per­li­chen Zu­stan­des zu sein und er­hält in ei­gen­stän­di­gen Be­we­gungs- und Hand­lungs­pro­zes­sen tem­po­rär einen neuen Kör­per.

Das Zu­sam­men­tref­fen der Ma­te­ri­a­li­en ist nicht zu­fäl­lig, viel­mehr han­delt es sich um Be­zie­hun­gen, für die Gran­ti­na in der Pflan­zen­welt Vor­bil­der fin­det. Die am Or­ta­see in Nor­d­i­ta­li­en ent­stan­de­ne Ar­beit scheint einem ana­to­mi­schen Prin­zip der sym­bi­o­ti­schen Le­bens­for­men von Pil­zen und Algen zu fol­gen, die sich als Flech­ten zu einer mor­pho­lo­gi­schen Ein­heit sta­bi­li­sie­ren. Glei­cher­mas­sen kom­men ma­te­ri­el­le und künst­le­ri­sche Pro­zes­se in Skulp­tu­ren zum Still­stand. Die­sen Mo­ment sieht Daiga Gran­ti­na durch ihre Skulp­tur mit­be­stimmt. Der künst­le­ri­schen Ma­te­rie wird eine ei­gen­stän­di­ge Kör­per­lich­keit zu­ge­schrie­ben, zu der sich die Künst­le­rin in Be­zie­hung setzt. Der Titel ihrer Ar­beit wirft die Frage auf, an wel­che Di­men­si­o­nen hu­ma­ne und nicht-hu­ma­ne Kör­per ge­bun­den wer­den.

Zu Be­ginn ihrer Pra­xis fin­det Lim aus fi­gu­ra­ti­ven Ar­bei­ten, in ein In­ter­es­se an Zwi­schen­räu­men und ele­men­ta­ren For­men. In Kiss (1959) meis­selt Kim Lim zwei Köpfe, einen rund­li­chen und einen lang­ge­streck­ten, aus einem Port­land-Stein. Der aus­ge­füll­te Zwi­schen­raum hält die bei­den Köpfe im Kuss in Span­nung. In ihrer Aus­a­r­bei­tung blei­ben die fi­gu­ra­ti­ven Ge­sich­ter auf Dauer ge­stellt und lösen sich zu­neh­mend in den Werk­zeug­spu­ren und im rohen Stein auf. Als ge­gen­ständ­li­che Form bleibt die Di­men­si­on von Ring (1972) in Bezug auf den mensch­li­chen Kör­per un­klar. Erst durch das Schlei­fen der Ober­flä­che in engen krei­sen­den Be­we­gun­gen, wird die ge­sti­sche Di­men­si­on einer kör­per­lich an­stren­gen­den Ar­beit in Form einer sich krin­geln­den Spur ein­ge­prägt.

Raum 4

Daiga Grantina, Atem, Lehm #1, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Atem, Lehm #1, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Elas­ti­zi­tät

In den 1960er und 70er Jah­ren fer­tig­te Kim Lim ihre Skulp­tu­ren haupt­säch­lich in rhyth­mi­schen Grund­for­men, bei denen jedes Ele­ment ein aus­ge­wo­ge­nes Gan­zes bil­det und in Ba­lan­ce ge­bracht wird. Twice (1966) ver­an­schau­licht diese Merk­ma­le und zeigt das In­ter­es­se der Künst­le­rin an Gleich­ge­wicht, Farbe, Form und ihrem Kon­zept von «we­ni­ger Aus­a­r­bei­tung und mehr Kraft». In der Ar­beit wird eine ver­ti­ka­le Form du­pli­ziert und lie­gend da­zu­ge­stellt. Die mo­no­chro­men Mes­sing­for­men sind an einem schma­len So­ckel be­fes­tigt, der ihr Ver­hält­nis fest­legt und sie auf ihre ar­chi­tek­to­ni­sche Um­ge­bung aus­rich­tet. So schei­nen sie Ne­ga­tiv­räu­me von gros­sen he­mi­sphä­ri­schen For­men zu sein, die in einen ima­gi­nären, di­men­si­ons­lo­sen Raum ent­glei­ten. Die Grund­for­men er­hal­ten da­durch selbst flüs­si­ge und elas­ti­sche Qua­li­tä­ten.

Wand­lungs­fä­hig­keit und Elas­ti­zi­tät sind cha­rak­te­ris­tisch und kon­sti­tu­tiv für die künst­le­ri­schen Pra­xen von Kim Lim und Daiga Gran­ti­na. Bei­den Künst­le­rin­nen scheint es we­ni­ger um eine Re­prä­sen­ta­ti­on von Natur zu gehen als viel­mehr um einen Nach­voll­zug ihrer Wirk­kräf­te, ohne sie damit zu ord­nen. Die Künst­le­rin­nen fin­den eine Nähe zu un­ver­füg­ba­ren Dy­na­mi­ken in der skulp­tu­ra­len Über­set­zung in neue und freie For­men. Lim mit ihren ei­ge­nen Grun­d­ele­men­ten, Gran­ti­na in der Trans­for­ma­ti­on ihres Aus­gangs­ma­te­ri­a­ls.

Daiga Gran­ti­na ver­steht ihre Ar­bei­ten als Ver­mitt­le­rin­nen zwi­schen ir­di­schen und kos­mi­schen Räu­men, die eine Elas­ti­zi­tät un­se­res Vor­stel­lens und Füh­lens ein­for­dern. Gran­ti­na lässt sich bei der Ent­wick­lung ihrer Ma­te­ri­al­pro­zes­se von den zahl­rei­chen an­pas­sungs­fä­hi­gen Ei­gen­schaf­ten von bio­lo­gi­schem Leben, wie Ko­exis­tenz und Selbstre­pli­ka­ti­on, in­spi­rie­ren. In Kūka (2021) stre­ben Ma­te­ri­a­li­en in alle Rich­tung aus. Die Form einer ab­s­tra­hier­ten Pla­zen­ta, die sich aus qua­dra­ti­schen Fel­dern eng ge­ar­bei­te­ter Vo­gel­fe­dern zu­sam­men­setzt, bil­det das ent­rück­te Zen­trum der Ar­beit. Für den Titel wählt Gran­ti­na den let­ti­schen Namen des Or­gans, das als ein­zi­ges im mensch­li­chen Kör­per nach­träg­lich ge­bil­det wer­den kann und her­an­wach­sen­de Föten mit Nähr- und Sau­er­stoff ver­sorgt. Das Organ mar­kiert diese Ko­exis­tenz zwei­er Le­be­we­sen und wird dann wie­der ab­ge­stos­sen. Elas­ti­zi­tät bleibt hier nicht nur plas­ti­sche Mög­lich­keit der For­m­an­nah­me, son­dern er­hält einen form­ge­ben­den Cha­rak­ter, der beide In­di­vi­du­en glei­cher­mas­sen mo­di­fi­ziert zu­rück­lässt.

Raum 5

Daiga Grantina, Blue Sun, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Blue Sun, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Licht

Im Jahr 1977 stell­te Kim Lim In­ter­vals I – part 1 (1973) in der Hay­ward Jah­res­ausstel­lung in Lon­don aus. Neben 14 männ­li­chen Ausstel­len­den war Lim die ein­zi­ge Frau und nicht-weis­se Per­son. Um das kras­se Un­gleich­ge­wicht im fol­gen­den Jahr aus­zu­glei­chen, wurde Kim Lim von Hay­ward in die aus fünf Künst­le­rin­nen be­ste­hen­de Aus­wahl­ju­ry be­ru­fen. Ein ent­schei­den­der Mo­ment: Es war die erste Ausstel­lung, die in einer gros­sen bri­ti­schen In­sti­tu­ti­on haupt­säch­lich Frau­en zeig­te.

In No­ti­zen zu den In­ter­val­len, die Kim Lim im März 1977 für die Tate Gal­le­ry ver­fass­te, er­klär­te sie, dass diese ver­ti­ka­len Ar­bei­ten, die an einer Wand an­ge­win­kelt einen Zwi­schen­raum er­öff­nen, Licht­ein­fall ins Zen­trum ihres In­ter­es­sens rü­cken. «Manch­mal nutze ich das Licht, um die For­men mit Schat­ten wie­der­zu­ge­ben – sie ver­viel­fa­chen den Rhyth­mus und ver­än­dern ihn je nach wech­seln­dem Licht, wobei das Licht das Ge­fühl eines ein­ge­schlos­se­nen/ge­quetsch­ten Raums ver­stärkt.» Das Licht wird Be­stand­teil der Ar­beit, in dem es die Idee der Skulp­tur zur phy­si­schen Grös­se wer­den lässt. Die Ar­bei­ten blei­ben als Mem­bran für sich wech­seln­de Licht­ver­hält­nis­se porös, wie Flag­gen, die einer un­sicht­ba­ren Luft­be­we­gung eine vi­su­el­le Form geben.

Die Frage nach skulp­tu­ra­len Ei­gen­schaf­ten von Licht ent­wi­ckel­ten sich bei Daiga Gran­ti­na aus vor­her­ge­hen­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Ex­pe­ri­men­ta­l­film. Dabei in­ter­es­sier­te sie sich zu­neh­mend für den Raum zwi­schen Pro­jek­tor und Lein­wand, in den sie re­flek­tie­ren­de, skulp­tu­ra­len Kör­per ein­setz­te. Sie schei­nen den raum­grei­fen­den Licht­ke­gel der Pro­jek­ti­on punk­tu­ell zu ma­te­ri­a­li­sie­ren und in ihrer Farbe chro­ma­tisch zu über­set­zen. Ent­spre­chend sind die Sicht­bar­keit und Fa­r­big­keit der Skulp­tu­ren Mo­da­li­tä­ten eines Licht­raums, der alles um­gibt.
Gran­ti­nas Ar­bei­ten er­in­nern uns daran, dass Kunst­wer­ke, immer auch Teil eines Fa­rb­spek­trums blei­ben, das die ge­sam­te sicht­ba­re Welt um­fasst. Mit Blue Sun (2022) rückt die Quel­le des Lichts ins Zen­trum. Die Sonne oder plu­ra­le Son­nen bil­den einen ima­gi­nären Ho­ri­zont für den Ausstel­lungs­saal, der kein oben und unten kennt. Als wäre sie der Schau­platz einer kos­mo­lo­gi­schen Mor­gen­däm­me­rung, er­öff­net sie sich als Ort und Mo­ment für sich her­aus­kris­tal­li­sie­ren­de Mög­lich­kei­ten.

Raum 6

Daiga Grantina, Use of a comb, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Lorenzo Palmieri

Daiga Grantina, Use of a comb, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Lorenzo Palmieri

Vögel / Schlan­gen

In die­sem Raum fin­den Werke zu­sam­men, die sich mit ver­schie­de­nen Sphä­ren wie dem Was­ser-, Erd- und dem Luftreich und mit Tieras­so­zia­ti­o­nen, die sich durch ihre Sym­bo­lik mit den Ele­men­ten oder an­de­ren Wel­ten in Bezug set­zen, ver­bin­den. Par­al­le­len sind auch im In­ter­es­se am Wesen der Geo­me­trie zu er­ken­nen, wobei die Form nicht für sich steht, son­dern sich mit flies­sen­den und na­tur­be­zo­ge­nen Ele­men­ten zu­sam­mensch­liesst.

Use of a Comb (2021) be­steht aus schil­lern­den Fe­dern, die Daiga Gran­ti­na dicht an dicht auf Stoff­qua­dra­te ap­pli­ziert hat. Je nach Blick­win­kel er­schei­nen sie in un­ter­schied­li­chen Fa­rb­tö­nen, in sat­tem Grün, be­tö­ren-
dem Blau, tie­fem Schwa­rz oder schat­tier­tem Braun. Am obe­ren Rand der Ar­beit trug sie dünne, sich über­la­gern­de Fa­rb­schich­ten auf, um die fast hal­lu­zi­no­ge­ne Wir­kung der Fe­dern ma­le­risch nach­zu­emp­fin­den – der Pin­sel als Ver­län­ge­rung der Fe­der­haa­re. Das Werk ist un­ge­wöhn­lich geo­me­trisch für die Künst­le­rin, die sonst mit einem or­ga­ni­schen und kör­per­li­chen For­men­vo­ka­bu­lar ar­bei­tet. Die Qua­dra­te sind zur in­ne­ren Or­ga­ni­sa­ti­on des Wer­kes ge­wor­den, die so­wohl Farbe als auch Be­deu­tung trans­por­tie­ren kön­nen und zum ru­hi­gen Klang ihres Pro­zes­ses wer­den.

Kim Lim’s Spi­ral II (1983) be­steht aus sie­ben Port­land­stei­nen, die in einem un­voll­stän­di­gen Kreis an­ge­ord­net sind. Jeder Stein trägt zwei ril­len­ar­tig ein­ge­schnit­te­ne Li­ni­en, die eine wei­te­re Reihe un­ter­bro­che­ner Krei­se an­deu­ten. Man ist ver­sucht, die Teile neu an­zu­ord­nen und aus­zu­rich­ten – zu­min­dest in sei­nen Ge­dan­ken –, um den Kreis ent­we­der zu voll­en­den, indem man Plat­ten zu­sam­men­führt, oder sie zu er­wei­tern, indem man den Ab­stand zwi­schen den ein­zel­nen Tei­len ver­grös­sert. Die Höhe der Ele­men­te un­ter­schei­den sich leicht, was zu einer wel­len­för­mi­gen oder spi­ra­l­för­mi­gen Be­we­gung des Blicks über das Werk führt. Das Werk exis­tiert in drei Va­ria­ti­o­nen, dar­un­ter eine Aus­sen­ver­si­on und eine, die nicht spi­ra­l­för­mig, son­dern als Wel­len­li­nie an­ge­ord­net ist und Naga heisst. Es bleibt un­ge­klärt, ob es sich dabei um die­sel­ben Stei­ne han­delt, die neu ar­ran­giert eine Schlan­ge sug­ge­rie­ren. In der Hindu-My­tho­lo­gie sind Nagas halb­gött­li­che Wesen, halb Mensch, halb Kobra, die oft mit der Be­wa­chung von Schät­zen in Ver­bin­dung ge­bracht wer­den.

Bran­ches tur­ned sil­ver (2022) ist an einem Win­ter­tag an der Aare in Bern ent­stan­den, als das Licht die Äste der Bäume silb­rig-grau er­schei­nen liess. Die Skulp­tur be­steht aus ge­schnit­te­nem und auf­ein­an­der ge­schich­te­tem Sperr­holz und wurde mit ver­schie­de­nen Fa­rb­schich­ten be­malt. Ma­te­ri­al und Farbe haben wan­del­ba­re Ei­gen­schaf­ten und er­we­cken den Ein­druck einer aus dem Was­ser auf­tau­chen­den Figur. Das Hol­z­ob­jekt wirkt ar­cha­isch und roh, seine Kan­ten sind un­fer­tig und aus­ge­franst, was seine Ober­flä­che als am­bi­va­len­tes Phä­no­men zwi­schen Innen und Aus­sen be­greif­bar macht.

VIDEORAUM

Kim Lim, Untitled Relief, 1995, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Untitled Relief, 1995, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, © 2024, ProLitteris, Zurich

Nähe / Di­stanz

In go the di­stan­ce (2024) ver­lie­ren Äste ihre Di­men­si­on als Frag­men­te eines zu­sam­men­hän­gen­den Or­ga­nis­mus und schei­nen Va­ria­ti­o­nen an­de­rer Ar­bei­ten Daiga Gran­ti­nas in ver­än­der­ter Grös­se zu sein. Die Äste bah­nen sich in spon­ta­nen Rich­tungs­wech­seln durch den licht­ar­men Raum, als ent­la­de sich eine raum­grei­fen­de Ener­gie in lo­ka­len Licht­blit­zen. Die sil­ber­ne Farbe schliesst ihre Ober­flä­che ab und macht sie für sich än­dern­de Licht­ver­hält­nis­se durch­läs­sig. Damit ver­wei­sen sie stär­ker auf ihre un­mit­tel­ba­re Um­ge­bung, als ihre in­ne­re Be­schaf­fen­heit zu of­fen­ba­ren.

In den 1990er Jah­ren be­müh­te Kim Lim sich ver­stärkt darum, dem Stein
eine Leich­tig­keit und Weich­heit zu ver­lei­hen, wie in Syn­co­pa­ti­on No. 2 (1995), wo ein gros­ses Stück Schie­fer mit re­gel­mäs­si­gen Schnit­ten be­a­r­bei­tet wurde, so dass es eher einer Zeich­nung als einer fes­ten Form gleicht. Das fi­li­gra­ne Her­aus­lö­sen von Schie­fer hin­ter­lässt einen li­ne­a­ren Ne­ga­tiv­raum. Kim Lim scheint sich hier nicht für die Re­pe­ti­ti­on die­ser sich ins Un­end­li­che ver­lie­ren­den Li­ni­en zu in­ter­es­sie­ren, son­dern für die kon­kre­te Bruch­stel­le des Zwi­schen­raums, in dem ver­schie­de­ne par­al­lel­lau­fen­de Li­ni­en­räu­me auf­ein­an­der­stos­sen. Eine Kon­ti­nu­i­tät er­hält sich nicht über das Li­ne­a­re, son­dern in der Ähn­lich­keit von in­ne­ren Ver­hält­nis­sen ver­schie­de­ner li­ne­a­ren Zonen.

So fin­den sich in die­sem Raum glei­cher­mas­sen klein­tei­li­ge, in ihrer Fra­gi­li­tät be­ton­te Ar­bei­ten der bei­den Künst­le­rin­nen, die in ihrer er­fass­ba­ren Ähn­lich­keit eine spon­ta­ne Nähe auf­zei­gen.

Raum 7

Daiga Grantina, Joana’s Joy, 2024, Courtesy the artist and Emalin, London, Photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Joana’s Joy, 2024, Courtesy the artist and Emalin, London, Photo: Toan Vu-Huu

Kör­per / Hülle

Die gross­for­ma­ti­ge skulp­tu­ra­le As­sembla­ge Jo­ana’s Joy (2024) von Daiga Gran­ti­na ist der na­tür­li­chen Welt nach­emp­fun­den und er­in­nert an Ve­ge­ta­ti­on und Kör­per. Die Skulp­tur ver­wen­det syn­the­ti­sche Ma­te­ri­a­li­en, die dy­na­mi­sche und wan­del­ba­re Ei­gen­schaf­ten haben, sich mit­ein­an­der ver­bin­den
und flies­sen­de Über­gän­ge schaf­fen. Joana's Joy er­zeugt eine fal­ten­de, zy­kli­sche Be­we­gung, die einen ei­ge­nen Raum schafft und gleich­zei­tig eine Figur bil­det. Sie wirkt wie eine Be­hau­sung und eine schüt­zen­de Hülle. Die amor­phe Struk­tur strahlt Le­ben­dig­keit und eine star­ke phy­si­sche Prä­senz aus, und wirkt gleich­zei­tig ver­letz­lich und ver­gäng­lich.

Das Thema Raum wird von Kim Lim in ihren drei­di­men­si­o­na­len und gra­fi­schen Ar­bei­ten re­flek­tiert. Wir sehen Struk­tu­ren, die wie Ar­chi­tek­tu­ren oder Hül­len, Skulp­tu­ren oder Sym­bo­le wir­ken. Immer wie­der zeigt sich Lims In­ter­es­se an den Bild­spra­chen alter Zi­vi­li­sa­ti­o­nen und an der Be­deu­tung von Bil­dern, die den ver­schie­de­nen Kul­tu­ren der Welt zu­grun­de lie­gen.

Das Werk von Gran­ti­na ver­bin­det sich nicht nur mit den flies­sen­den und na­tur­be­zo­ge­nen Aspek­ten von Kim Lims Ar­beit, son­dern auch in der Wahr­neh­mung von Struk­tu­ren, die als Hy­bri­de zwi­schen Kör­per und Raum exis­tie­ren. Wäh­rend Gran­ti­nas Ar­bei­ten einen di­rek­teren Bezug zum Kör­per her­stel­len, ent­steht die­ser bei Lim, deren Werk eher raum- und na­tur­be­zo­gen ist, durch die Be­we­gung und den Rhyth­mus, die ihren Struk­tu­ren in­ne­woh­nen.

Raum 8

Kim Lim, Narcissus, 1959, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Narcissus, 1959, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Vi­bra­ti­on

Die aus­ge­dehn­ten Rei­sen nach Ita­li­en, Kam­bo­dscha, In­di­en, Japan und Ägyp­ten, die Kim Lim ab 1962 ge­mein­sam mit ihrem Ehe­mann Wil­li­am Turn­bull un­ter­nahm, führ­ten die Künst­le­rin in ar­chäo­lo­gi­sche Aus­gra­bungs­stät­ten, Mu­se­en und an­ti­ke Kul­tur­räu­me. Orts­be­zeich­nun­gen und Namen my­tho­lo­gi­scher Fi­gu­ren fin­den sich als Re­fe­ren­zen in den Ti­teln vie­ler Werke Lims wie­der. Die frühe Ar­beit
Na­r­cis­sus (1959) ist eine Bron­zes­kulp­tur, die aus zwei Bron­ze­tei­len be­steht, die auf einer schwa­r­zen Mar­mor­plat­te be­fes­tigt sind und sich darin spie­geln. Die ein­zel­nen Ele­men­te er­in­nern an die In­ne­n­an­sicht eines Kör­pers, an mit­ein­an­der ver­bun­de­ne Or­ga­ne, die Vo­lu­men bil­den, sich stre­cken, auf­blä­hen und ver­jün­gen.

In ihren frü­hen Wer­ken in­ter­es­sier­te sich Kim Lim für Ele­men­te, die sie als For­men in räum­li­che Ver­hält­nis­se setz­te, um die Span­nung zwi­schen ihnen als Raum zu ak­ti­vie­ren. In Na­r­cis­sus wird die er­höh­te Auf­merk­sam­keit für den Raum zwi­schen den ein­zel­nen Ele­men­ten einer Skulp­tur deut­lich. Die Künst­le­rin be­ton­te ihr Vor­ge­hen, in dem «manch­mal Raum, In­ter­val­le und Stil­le zu nut­zen, um die Struk­tur zu be­to­nen; manch­mal For­men in Wie­der­ho­lung zu ver­wen­den, um einen Rhyth­mus zu schaf­fen, um eine Art Re­so­nanz / Vi­bra­ti­on zu er­zeu­gen».

Die Vi­bra­ti­on, die Kim Lim in ihrer räum­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung such­te, scheint sich auch in ihrem In­ter­es­se an Was­ser­o­ber­flä­chen in den Druck­se­ri­en der 1980er Jahre her­aus­zu­kris­tal­li­sie­ren. Das gra­fi­sche Ele­ment ihrer Dru­cke sind for­ma­li­sier­te In­ter­val­le einer von Wel­len be­weg­ten und im gleis­sen­den Son­nen­licht vi­brie­ren­den Was­ser­o­ber­flä­che.

Die Ar­bei­ten von Daiga Gran­ti­na in­for­mie­ren sich glei­cher­mas­sen an Ef­fek­ten ma­te­ri­el­ler Ober­flä­chen und ihrer me­di­a­len Mög­lich­kei­ten. Wäh­rend eines Auf­ent­halts am Or­ta­see in Ita­li­en lässt sie sich vom gros­sen Was­ser­kör­per des Sees in­spi­rie­ren, der in ru­hi­gen Mo­men­ten die vor­al­pi­ne Um­ge­bung fast un­un­ter­scheid­bar in sei­ner Ober­flä­che re­flek­tiert. Gran­ti­na in­ter­es­siert sich we­ni­ger für die klare Re­fle­xi­on der Um­ge­bung als viel­mehr für Si­tua­ti­o­nen, die das Spie­gel­bild in einer Masse von Be­we­gun­gen und Re­fle­xen auf­zu­lö­sen ver­mö­gen. Echos von sich im und auf dem Was­ser be­we­gen­den Fi­schen, Vö­geln, In­sek­ten und Boo­ten, die sich ring­för­mig aus­deh­nen. Der Wind, der das Was­ser an­hebt und zer­zaust. Schwim­men­des Holz, aus­ge­wa­sche­ne Blät­ter und Plas­ti­kres­ten, die sich mit den re­flek­tier­ten Fa­r­ben des Him­mels ver­bin­den. Gleich dem Selbst­bild von Na­r­ziss, das in dem Mo­ment als seine Trä­nen ins Was­ser fal­len ver­schwin­det, wird das klare Eben­bild der Um­ge­bung in gleis­sen­de Licht­punk­te und kräu­seln­de
Fa­rb­tö­ne zer­franst. Die Was­ser­o­ber­flä­che ver­liert in ihrer Vi­bra­ti­on ihre re­flek­tie­ren­de Funk­ti­on nicht, son­dern wird in einen Kom­plex sich aus­brei­ten­der De­tails ver­wan­delt.

Raum 9

Kim Lim, Study for Water Piece, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Study for Water Piece, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Be­we­gung / Fluss

Im Raum steht eine Skulp­tur, die zwi­schen geo­me­tri­scher und or­ga­ni­scher Form schwankt und durch die man hin­durch­ge­hen kann. Daiga Gran­ti­nas Werk rhyth­mi­siert die be­ste­hen­de Ar­chi­tek­tur durch seine Struk­tur, die durch ein­ge­knick­te Stre­ben cha­rak­te­ri­siert ist und so eine Span­nung zwi­schen Kör­per, Raum und Skulp­tur er­zeugt. Clin­ging, cra­ving (2022), was so viel be­deu­tet wie «Fest­hal­ten, Ver­lan­gen», schafft gleich­zei­tig einen Raum und kei­nen Raum. Die Form weckt As­so­zia­ti­o­nen von Be­hau­sung, die mit Bil­dern in­ti­mer Räum­lich­keit ver­bun­den sind, wäh­rend die ge­knick­ten Mit­ten im Ge­gen­satz dazu ein Ge­fühl der In­sta­bi­li­tät ver­mit­teln. Der Raum wirkt elas­tisch und dy­na­misch, als könn­te er sich aus­deh­nen und wie­der zu­sam­men­zie­hen, wo­durch der Ge­gen­satz von Innen und Aus­sen ver­wischt wird. Eine Be­we­gung wird auch durch die Be­ma­lung sug­ge­riert, die sich wie Was­ser an der Ober­flä­che ver­hält. Die Fa­rb­schicht legt sich wie eine Mem­bran über das Me­tall und löst die in­dus­tri­el­le Wir­kung in einer ma­le­ri­schen Geste auf.

Free Forms (1968/69) sind mi­ni­ma­lis­tisch an­mu­ten­de Ra­die­run­gen frei­er For­men, in denen Kim Lim Ener­gi­en, Fluss, Be­we­gung und den Ur­knall the­ma­ti­siert. Die Linie wird in einer sich stän­dig wie­der­ho­len­den Be­we­gung und der Über­la­ge­rung von Stri­chen be­grif­fen. Study for Water Piece (1979) sta­pelt fünf kur­ven­för­mi­ge Was­ser­be­cken über­ein­an­der und setzt die For­men und Be­to­nun­gen der Ra­die­run­gen fort. Lim be­schäf­tig­te sich mit den Rhyth­men des Le­bens, wobei sie sich be­son­ders für die Ele­men­te Was­ser, Luft und die wech­seln­de Qua­li­tät des Lichts in­ter­es­sier­te. Wie bei der Ar­beit Spi­ral II (Raum 6) gibt es ver­schie­de­ne Va­ria­ti­o­nen von Was­ser­be­cken in un­ter­schied­li­chen Ma­te­ri­a­li­en und Grös­sen. Zu sehen ist ein Be­cken aus Holz, eines aus Gips und eines aus Bron­ze, das mit Was­ser ge­füllt wer­den kann.

Raum 10

Daiga Grantina, Swallows, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Swallows, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

For­ma­ti­on / Trans­for­ma­ti­on

Die Ar­ti­ku­la­ti­on von Farbe und Form in ver­schie­de­nen Me­di­en steht in Wech­sel­wir­kung mit der Wan­del­bar­keit der Skulp­tu­ren, die ihrem Wesen nach Orte der Ver­wand­lung schaf­fen.

Cen­taur I (1963) ist eine kon­tras­t­rei­che und auf­fäl­li­ge blaue Figur, die die Wir­kung von Farbe in der Skulp­tur her­vor­hebt. Das Werk er­in­nert an einen Sche­ren­schnitt und hat trotz sei­ner Grös­se eine zeich­ne­ri­sche Qua­li­tät. Mit dem Titel be­zieht sich die Künst­le­rin auf die Ken­tau­ren, die als my­tho­lo­gi­sche Misch­we­sen und Per­so­ni­fi­ka­ti­o­nen des Sturms be­reits eine Ver­wand­lungs­fä­hig­keit in sich tra­gen.

Daiga Gran­ti­nas Swal­lows (2022) (dt. Schwal­ben) ist wie die bei­den Werke Un­tit­led (1963) sowie Minus 1 und Minus 2 (1966) von Kim Lim tat­säch­lich wan­del­bar und kann in un­ter­schied­li­chen An­ord­nun­gen ge­zeigt wer­den. Swal­lows be­steht aus sechs flü­ge­l­ähn­li­chen Ele­men­ten, die mal eine kreis­för­mi­ge, mal eine frei­e­re Form bil­den und in den Fa­rb­tö­nen von Oran­ge bis Grün va­ri­ie­ren. Sie hat einen in­ne­ren und einen äus­se­ren Ring aus Fa­r­ben. Die Künst­le­rin ver­bin­det die Skulp­tur mit einer Son­nen­uhr, die sie je nach Ort und Zeit auf un­ter­schied­li­che Weise an­ord­nen kann. Alle diese Skulp­tu­ren brin­gen nicht nur ihre ei­ge­ne Form zum Vor­schein, son­dern auch den Raum, der sie um­gibt. So schei­nen die ein­zel­nen Teile von Lims Ar­bei­ten den Zwi­schen­raum zu fas­sen und fin­den sich in einer kon­kre­ten Geste des Hal­tens wider.

Im Ge­gen­satz zu ihren an­de­ren Skulp­tu­ren, die sich flies­send in den Raum ent­fal­ten oder die­sen als or­ga­ni­sche Struk­tu­ren ein­neh­men, hat Gran­ti­na bei Wide Tri­a­n­gle (2024) die Form auf der ebe­nen Flä­che ent­wi­ckelt. Die un­voll­kom­me­nen Drei­e­cke wir­ken in ihrer Roh­heit wie Mo­del­le, auf deren Ober­flä­chen sich von kla­rem Plas­tik bis hin zu ver­schie­de­nen Stof­fen das Son­nen­licht un­ter­schied­lich stark re­flek­tie­ren oder ab­sor­bie­ren lässt. Ob­wohl die Skulp­tu­ren wie Ma­te­ri­a­l­tests wir­ken, haben sie eine ar­te­fak­ti­sche Prä­senz und las­sen an ein Por­tal den­ken, das als Über­g­angs­ele­ment in eine an­de­re Welt oder einen an­de­ren emo­ti­o­na­len Zu­stand führt.

Raum 11

Kim Lim, A Minor, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, A Minor, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Zeit / In­ter­val­le

Im Laufe ihrer Kar­rie­re und ihrer zy­kli­schen Ar­beits­wei­se ent­wi­ckel­te Kim Lim ihre Druck­gra­fi­ken und Skulp­tu­ren par­al­lel und er­forsch­te ana­lo­ge In­ter­es­sen an Raum, In­ter­vall und Pau­sen. So sind die streng geo­me­tri­schen For­men der Lad­der-Serie (1972) in den be­mal­ten Holz­struk­tu­ren von In­ter­vals (1973) wie­der­zu­fin­den. In den Holz­schnit­ten A minor (1979) sind die Zeich­nun­gen des Steins ihrer Skulp­tu­ren der 1970er Jah­ren und die gra­fi­sche Be­a­r­bei­tung von Schie­fer­plat­ten in den 1990er Jah­ren er­sicht­lich. Die skulp­tu­ra­len Qua­li­tä­ten im Schnit­zen, Aus­höh­len und Mar­kie­ren von Ober­flä­chen zei­gen sich glei­cher­mas­sen als Sen­si­bi­li­tät in ihren Druck­gra­fi­ken. Eine Dif­fe­renz stellt Lim in der Dauer der Ar­beits­pro­zes­se fest. Druck­ver­fah­ren er­mög­li­chen ein schnel­le­res Feed­back von For­mi­de­en als die zei­t­in­ten­si­ve Be­a­r­bei­tung von Stein und Holz.

Die zeit­li­che Di­men­si­on ihrer künst­le­ri­schen Pra­xis, die sich über ver­setz­te Zeit­re­gis­ter aus­dehnt, be­schäf­tigt Kim Lim in ihrer Druck­se­rie Time Shift (1993) ganz kon­kret. Zeit­li­che Dif­fe­ren­zen wer­den darin in einer vi­su­el­len Über­set­zung im Fa­rb­druck er­probt. Die chro­ma­ti­sche Sub­ti­li­tät der ge­druck­ten Fa­r­bele­men­te mar­kiert Licht­dif­fe­ren­zen, die sich in ihren trans­pa­ren­ten Über­la­ge­run­gen ver­dich­ten. Lim fin­det im Hören von zeit­ge­nös­si­scher Mu­sik­for­men, in der gleich­klin­gen­de In­ter­val­le re­pe­ti­tiv an­ge­ord­net wer­den, In­spi­ra­ti­on für die geo­me­tri­sche Form der Ele­men­te. Die ein­zel­ne Form rhyth­mi­siert den gra­fi­schen Raum, der für Kim Lim so eine kon­kre­te kör­per­li­che Er­fah­rung her­vor­bringt.

Mit der num­me­rier­ten Serie Tem­ple (2000 – 2022) wen­det sich Daiga Gran­ti­na von ihren ge­ron­ne­nen und schwe­ben­den Form­kom­ple­xen ab, um eine skulp­tu­ral sub­ti­le­re Po­e­tik zu ent­fal­ten. Die Künst­le­rin ver­wen­det dazu un­ge­ra­de Drei­e­cke als geo­me­tri­sche Lin­sen und struk­tu­rie­ren­des Sub­strat für ihre Ma­te­ri­al­ex­pe­ri­men­te. Durch ihre trans­pa­ren­ten oder opa­ken Qua­li­tä­ten er­hal­ten die Wand­a­r­bei­ten der Serie Squa­re Sha­dows (2024) ein Schicht­bild, das sich mit dem Ein­fall von Licht in sei­ner Tie­fen­wir­kung ver­stärkt und ver­än­der­bar bleibt. Licht ver­steht Gran­ti­na als künst­le­ri­sches Mit­tel, das ihre Skulp­tu­ren kom­ple­men­tiert oder selbst zur Form wird. Die Im­ma­te­ri­a­li­tät des Lichts er­leich­tert ihre Stre­ben nach einer de­sta­bi­li­sie­ren­den Qua­li­tät ihres künst­le­ri­schen Vo­ka­bu­lars.

Impressum

KU­RA­TO­RIN­NEN
Ste­fa­nie Gschwend (Di­rek­to­rin / di­rec­tor Kunst­mu­se­um / Kunst­mu­se­um Ap­pen­zell), Daiga Gran­ti­na (Künst­le­rin / ar­tist)

AUSSTEL­LUNGS­UM­BAU 
Chris­ti­an Hör­ler, Chris­ti­an Meier, Ueli Alder, Asi Fö­cker, Va­nessà Heer, Fla­vio Hodel, Luca Ta­rel­li, Re­gi­na Brü­li­sau­er, Mar­grit Gmün­der, Xiao­ping Meier-Chen, Ma­dlei­na Ru­tis­hau­ser

OR­GA­NI­SA­TI­ON
Ste­fa­nie Gschwend, Luca Ta­rel­li

KUNST­VER­MITT­LUNG
Do­me­ni­ka Chandra

BE­SU­CHER*IN­NEN­BE­TREU­UNG
Do­mi­ni­que Fran­ke, Mar­grit Gmün­der, Ian Groll, Ba­r­ba­ra Metz­ger, Hen­eis­ha Mor­ris, Ma­dlei­na Ru­tis­hau­ser

GA­S­TRO­NO­MIE & EVENTS
Re­gi­na Brü­li­sau­er

HER­AUS­GE­BER

TEXT
Ste­fa­nie Gschwend, Luca Ta­rel­li

LEK­TO­RAT & ÜBER­SET­ZUNG
Ste­fa­nie Gschwend

FO­TO­GRA­FI­EN
© Daiga Gran­ti­na

GRA­FIK
Data-Orbit / Mi­chel Egger, St.Gal­len

DANK
Bi­an­ca Chu, Ka­ta­lin Deér, Daiga Gran­ti­na, Kim Lim Estate / Turn­bull Stu­dio, Mat­hil­de La­buthie, Ilma Ra­ku­sa, Leo­pold Thun, Alex Turn­bull, John­ny Turn­bull, An­ge­li­na Volk, Toan Vu-Huu, Ju­li­us Woes­te, Anna Zva­rad­ny

Daiga Grantina
Notes on Kim Lim
Kunstmuseum
Daiga Grantina, Sarrasvati, 2020, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Sarrasvati, 2020, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Kim Lim, Source 2, 1988, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Kim Lim, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Source 2, 1988, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Kim Lim, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Ring, 1972, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Ring, 1972, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Daiga Grantina, Atem, Lehm #1, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Atem, Lehm #1, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Blue Sun, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Blue Sun, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Use of a comb, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Lorenzo Palmieri

Daiga Grantina, Use of a comb, 2021, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Lorenzo Palmieri

Kim Lim, Untitled Relief, 1995, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Untitled Relief, 1995, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, © 2024, ProLitteris, Zurich

Daiga Grantina, Joana’s Joy, 2024, Courtesy the artist and Emalin, London, Photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Joana’s Joy, 2024, Courtesy the artist and Emalin, London, Photo: Toan Vu-Huu

Kim Lim, Narcissus, 1959, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Narcissus, 1959, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Study for Water Piece, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, Study for Water Piece, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Daiga Grantina, Swallows, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Daiga Grantina, Swallows, 2022, Courtesy the artist and Emalin, London, photo: Toan Vu-Huu

Kim Lim, A Minor, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

Kim Lim, A Minor, 1979, Courtesy Kim Lim Estate / Turnbull Studio, Photo: Mark Dalton, © 2024, ProLitteris, Zurich

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