Alfredo
Aceto erkundet
in seiner Installation die labyrinthischen Bezüge unterschiedlicher Elemente
und Bilder, die durch Gegenüberstellungen, Übersetzungen und Anekdoten
miteinander verbunden sind. Seine Objekte, Plastiken und Fotografien fügen sich
zu einer obsessiven Erzählung zusammen, die in der Figur von Sergio Marchionne
(1952–2018) – einem italienisch-kanadischen und in der Schweiz ansässigen
Unternehmer und Manager – zusammenlaufen und eine fragmentierte Reflexion über
Machtstrukturen bilden. Gemein ist den Objekten auch das Verhältnis zur
Körperlichkeit, der an- oder abwesend, in Bezug auf den Künstler selbst, seine
Zunge, seine Sprache, seine Geste oder auf seinen Protagonisten erscheinen
kann.
Natacha
Donzé befragt
in ihrem Werk soziale Codes, Stereotype, Alltäglichkeiten und Fabeln der
Populärkultur. Ihre Bildkompositionen isolieren, wiederholen oder kombinieren
Form, Fläche, Farbe und Symbole aus den unterschiedlichsten Kulturbereichen,
der digitalen oder natürlichen Welt. Die Künstlerin schafft in ihren neusten
Airbrushmalereien eine vielschichtige Formensprache, in der die Beziehung
zwischen den figurativen und abstrakten Elementen der Leinwand offengelassen
wird.
marc
norbert hörlers Praxis
umfasst Poesie, Gesang, Duft, Schreiben, Performance, Kuratieren und
Publizieren. marc komponiert räumliche, akustische und olfaktorische Umgebungen
mit einem Interesse an sinnlichem Erzählen. In den Werken interagiert marc mit
folkloristischen Formen oder Ästhetiken von Appenzell (CH), wie der Hexerei und
Hexenprozessen, und beansprucht diese aus einer queeren Perspektive. marc spürt
den sinnlichen Verbindungen zwischen zeitgenössischer Queerness und
historischen Gegebenheiten nach, indem Gesang, Duft und Sprache als ephemere
Existenzformen eingesetzt und magische Praktiken in den Mittelpunkt gestellt
werden.
Maya
Hottarek beschäftigt
sich mit handwerklichen Techniken wie der Keramik oder der Glasblaserei. Ihre
oft von der Decke herunterhängenden geheimnisvollen Objekte formen sich zu
einer mystischen Landschaft, die an verschlungene Pfade, Wurzelgewächse oder
tropfende Grotten erinnern. Manchmal aktiviert die Künstlerin sie mit
Räucherstäbchen, Wasser, Licht oder in Zusammenarbeit mit dem Komponisten
Julian Zehnder mit Ton. In den Plastiken reflektiert sie das unabhängige Wesen
und interaktive Verhalten eurokaryotischer Zellen; die kleinste Form aller
Lebewesen. Die Mikroorganismen stehen zur selben Zeit für sich und im Austausch
mit dem Ökosystem und ermöglichen es der Hottarek, über die Grenzen von Arten,
Geschlechtern, Klassen und Familien hinwegzudenken.
Jeanne
Jacobs künstlerisches Schaffen umfasst hauptsächlich Malerei, Performance
und Zeichnung. Ihre Arbeit ist mitgeprägt von ihrem aktiven, politischen
Engagement und der Arbeit in Kollektiven, ist inspiriert von
queer-feministischen Theorien sowie der zeitgenössischen Soziologie. Jacob malt
Menschen und Körper, die sich unmittelbar und ehrlich zeigen und thematisiert
ohne Umschweife verborgenste Bereiche der Intimität. Häufig von einer
unschuldig dargestellten Natur umgeben und geschützt, füllen die Figuren die Bildfläche,
so dass eine Vertrautheit mit dem Gegenüber geschaffen wird. Sinnlich und
intim, zärtlich und unzähmbar, komisch und verletzlich befinden sie sich in
einer Art Schwebezustand, in dem Ideale unterlaufen werden und Widersprüche
möglich sind.
Roman
Selim Khereddine interessiert
sich für soziale, ökonomische und kulturelle Fragestellungen, denen er sich mit
Video, Zeichnung, Malerei, Text, Objekt und Installation annähert. Er schafft
Bezüge zum Religiösen und Symbolischen oder stellt das Materielle in den
Vordergrund. Sein Interesse gilt den Beziehungsstrukturen und
Machtverhältnissen zwischen Menschen, aber auch der gewaltgeprägten Relation
von Mensch und Tier. Der Künstler schafft keine kohärenten Erzählungen, sondern
erkundet seine Themen essayistisch, mittels Anekdoten, Zitaten oder
Sprichworten, Abschweifungen oder Umwegen und Pausen. In den Leerstellen wird
deutlich, was in allen seiner Werke mitschwingt: die Infragestellung der
eigenen Methode und der Konstrukte des Erzählens.
In
seinen plastischen Arbeiten beschäftigt sich Robin Mettler mit dem
Transformationspotenzial von Material, das er mit unerwarteten technischen und
handwerklichen Eingriffen bearbeitet. Er kombiniert den Wassertransferdruck,
wie man ihn aus der Tuningszene kennt, mit Rokoko-Stuck, evoziert mit Styropor
und Bauschaum die Wirkung von Stein, Marmor oder Granit, oder er kombiniert
Stilelemente verschiedener Epochen und kultureller Kontexte, um im Spiel mit
der Erscheinung der Materialität unsere Wahrnehmung ins Wanken zu bringen.
Seine Plastiken haben oftmals die Aufwertung von günstigem Baumaterialien
gemeinsam.
Martina
Morger schafft
gesellschaftskritische Performances und Installationen, die oft situativ
entstehen und einen Bezug zum Ort haben. Zentrale Fragen kreisen um die
individuelle Freiheit und ihr Verhältnis zur technologisierten Lebenswelt oder
zu Konstruktionen von Geschlechterrollen. Die Künstlerin untersucht die Rolle
des Leistungsanspruchs in unserer konsumgeprägten Gesellschaft und welche
Auswirkung die Machtstrukturen auf den Körper haben. Dabei versteht sie ihre
Arbeit als Positionierungen innerhalb des bestehenden Systems und andererseits
als Behauptungen gegenüber eben jenem System. Morger kreiert erzählerische
Utopien zwischen Fürsorge und Begehren und transportiert darin eine
widersprüchliche Sehnsucht nach Freiheit und Sichtbarmachung von Kontrolle.
Anina
Müllers künstlerisches
Medium ist die Sprache, wobei ihr Interesse vor allem ihrem Einfluss auf die
Menschen gilt. Sie schreibt Monologe und Texte zu Themen wie Liebe und
Klischees, Erwartungen und Wünsche oder Gemeinschaft und Einsamkeit und
konfrontiert in ihnen die Realität mit fiktionalen Erzählungen, die bis zum
Absurden reichen können. In der Auseinandersetzung mit diesen Themen
reflektiert die Künstlerin immer wieder stereotypische Rollenbilder, berührt
die fragile Grenze zwischen Gewalt und Vergnügen oder kontrastiert die
Leichtigkeit der Erzählung mit der Schwere des Inhaltes.
Tina
Omayemi Reden arbeitet
transdisziplinär als Künstlerin, Lehrerin und Kulturarbeiterin. Im Zentrum
ihrer Praxis stehen Kollaborationen und die Erforschung politischer
Möglichkeiten, die sie in Fürsorge- und Hörpraktiken und der daraus
resultierenden Beziehungsgeflechte, Sehnsüchte und Wünsche reflektiert. Reden
arbeitet mit Installationen, klanglichen Erzählungen, Video oder Performances.
Ihre Arbeit versucht, Momente des Austauschs und des Zusammenseins zu schaffen,
um die Möglichkeiten an den Schnittstellen von Zuhörpraktiken,
Gemeinschaftsräumen und kollektiven Geschichten weiter zu untersuchen.
Nina
Rieben stellt
Fragen darüber, welcher Realität wir vertrauen und wie wir diese in den
Zwischenräumen von Abstraktion und Assoziation, Gefühl und Wissen oder
Persönlichem und gesellschaftlichen Normen konstruieren. Mittels Fotografie,
Objekten und Sprache lässt sie Spuren von Text, Material und Bild als
anekdotenhafte Zustandsbeschreibungen räumlich aufeinandertreffen. Oft begegnen
wir stereotypisch romantischen Motiven, wie Tag und Nacht, Fenstern oder dem
Mond, die mit einer glatten und kalten Ästhetik konfrontiert sind. Damit
entwaffnet Rieben die Elemente ihres symbolischen Wertes und vereint sie mit
dem, was sie als «instabile Sinnlichkeit» bezeichnet – einen Zustand an der
Grenze zwischen Emotion und Ironie, zwischen Pathos und Leere.
In
Yanik Solands Arbeit finden sich Gegenüberstellungen von Komposition und
Sound mit visuellen Medien, wie der Zeichnung oder Installation. Seine
Zeichnungen werden von persönlichen und mystischen Figuren und Mischwesen
bevölkert, die an die Fragmente des Parthenon-Reliefs, Kreaturen aus
Science-Fiction-Romanen oder an die übernatürlichen Kreaturen der japanischen
Folklore «Ashinaga Tenaga» erinnern. Sie fusionieren zu einem Schmelztiegel der
Traditionen und untersuchen ästhetische Aspekte humaner und anthropomorpher
Formen.
Für seine Performances arbeitet Soland mit selbst gebauten Instrumenten,
modularen Synthesizern, E-Bass und Stimme. Als Komponist hat er Musik für
Theater geschrieben sowie Video- oder Performance-Soundtracks und Audiostücke
entwickelt. 2021 veröffentlichte er sein erstes Solo-Album YUKI.